Aber was ist „Hundefutter“ oder „Handtasche“ oder „Penisverlängerung“ wert (alles Suchbegriffe mit dem Maximum von elf Werbehinweisen auf der ersten Google-Seite)? Varian erzählte ein wenig von den Suchalgorithmen, durch die Google in einem Moment zum Weltkonzern aufgestiegen ist, als fast niemand mehr an die Verbesserbarkeit dieser Technik glaubte. Und dann präsentierte er ein ebenso einfaches wie überraschungsarmes Modell, wonach die Preise bei Google dem entsprechen, was man bei vollständiger Konkurrenz annehmen müsste.
Varian legte überhaupt viel Wert darauf, dass Google eine ganz normale Firma ist, unter Konkurrenzdruck, fernab also jeder Monopolstellung. Das Geheimnis im Hintergrund scheinen jedenfalls die Schätzgleichungen dafür, wovon die erwartete Häufigkeit der Eingabe eines bestimmten Stichworts und der Klicks auf die Werbung abhängt. Und interessant war, was der Ökonom über die ständigen Experimente berichtete, die Google mit seinen Kunden macht: Eigene Abteilungen sind damit beschäftigt, das Suchverhalten nicht nur zu analysieren, sondern den Nutzern jeweils andere Werbung zu präsentieren, um zu ermitteln, wovon ihre Bereitschaft, auf Werbung anzusprechen, abhängt.
Hier war Varian erfreulich offen: Das Geschäftsmodell von Google ist Marketing, fast möchte man sagen: die Taylorisierung des Marketing durch untersuchende Zerlegung des Entscheidungsverhaltens der Benutzer. Wer Google nutzt, zahlt dafür mit Information. Varian konnte sich vorstellen, dass etwa das Konjunkturklima nicht mehr von Wirtschaftsforschern erhoben wird, sondern sich aus der Häufigkeit ergibt, mit der die Leute „Jobsuche“ oder „Pfandhaus“ bei Google eingeben.
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